Idee einer grundsätzlichen Gestaltung
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Mein Ziel ist es, ohne "gestalten" zu wollen, nur aus der Entwurfsaufgabe, den Bedingungen des Ortes und den Eigenschaften des Materials, die Dinge zu sich selbst finden zu lassen. Heute, in einer Zeit nach den großen Stilepochen, besteht ein Gestalterisches Vakuum, in welchem alles möglich ist. In kreativen Prozessen wirken persönliche Vorlieben und Wünsche auf die Realität ein, um diese im Objekt der Gestaltung zu verbiegen. Grundsätzliche Gestaltung ist nur möglich, wenn ihr Gegenstand nicht durch subjektive Einflüsse von sich selbst entfernt wird. Dies schließt weder das Subjektive, noch bestimmte bauliche Elemente aus, sondern nur deren unnatürliche Ausbildung und Fügung. Gestalterisch wird nichts hinzugefügt, was nicht schon da ist. Vielmehr macht ein grundsätzliches Haus etwas bereits Vorhandenes sichtbar und erlebbar - es wirkt dann selbstverständlich und zeitlos. Der folgende Entwurf veranschaulicht die Idee.




Entwurf für ein Hochhaus-Ensemble in Manhattan
Ohne gestalterische Elemente wird nur der bereits vorhandene Charakter des Ortes materialisiert. Auf dem Grundriss eines Manhattan-Blocks am nördlichen Ende der Highline begleitet ein kleinerer Turm den höher gelegenen Park, während ein größerer Turm einen Endpunkt setzt und somit den Ankunftsort räumlich fasst.
Die rechtwinklige Grundform des Ensembles folgt dem Manhattan-Raster. Die pyramidale Verjüngung nach oben ist die natürliche Form eines Hochhauses: Mit zunehmender Höhe verringert sich im Gebäudekern die Konstruktionfläche, die Anzahl der Aufzüge, die Fluchtwegbreite und die Fläche der Versorgungsschächte. Von Außen bietet die Pyramide weniger Angriffsfläche für Windlasten, steigert den Eindruck von Höhe durch Verstärkung der perspektivischen Flucht und bildet eine übergeordnete symbolische Hülle für alle darin befindlichen Funktionen. Der Skelettbau aus Druck- und Zugelementen ist das logische Prinzip für hohe Strukturen, welches nach einer leichten Hülle aus Glas verlangt. Die Glasfassade wahrt über ihre Rasterung und eine dunkle Färbung die Einheitlichkeit der inneren Vielfalt, schützt die Privatsphäre am Tage und mindert Blendeffekte im Innenraum. Somit wird das Erlebnis einer transparenten Grenze zwischen Innen und Außen maßgebend für die Grundrissplanung. Ausgehend von einem notwendigerweise massiven Kern wird die Struktur nach außen hin immer leichter. Der Innenraum scheint in die Stadt überzufliessen.
Auf der transparenten Hülle wird die Gleichzeitigkeit unterschiedlichster Aktivitäten als ein Merkmal der vielgeschossigen Metropole offengelegt. Ein hybrides Nutzungskonzept aus Busbahnhof, Gastronomie, Büros, Hotel, Supermärkten, Schwimmbad und Wohnungen steigert die Zugänglichkeit des Hochhauses und wirkt der Überwachungs- und Machtsymbolik einer gerasterten Glasfassade entgegen. Der Gebäudekomplex nimmt ein großes soziales Spannungsfeld auf. Er vermittelt zwischen den Bus-Reisenden, welche eines der preisgünstigsten Fernverkehrsmittel in den USA nutzen und den Bewohnern der Luxusapartments in den obersten Etagen Manhattans. Alle Schichten der Bevölkerung treffen im Foyer des hybriden Hochhauses aufeinander. In Referenz zu den Vorplätzen von Lever House und Seagram Building soll das verdichtete soziale Gefälle eine Selbstregulierung bewirken, welche größtmögliche Zugänglichkeit gewährt, um dem transparenten Wesen des Glashochhauses gerecht zu werden.
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